Spirulina (in der Kosmetik)

Spirulina (Spirulina platensis; Spirulina fusiformis; Spirulina maxima et al.) ist eine Gattung der Cyanobakterien (früher als "Blaualgen" bezeichnet) mit bisher 35 bekannten Spezies. Unklar ist, ob diese 35 Spezies möglicherweise alle derselben Art angehören, da Spirulina ihre Gestalt in Abhängigkeit vom Nährstoffgehalt und pH-Wert des Wassers ändert. Das in stark alkalischen Salzseen (pH-Wert zwischen 9 und 11) vorkommende, phototrophe Bakterium ist mehrzellig. Die zylindrischen Zellen mit einem Durchmesser von etwa 1 bis 5 ?m sind in langen Filamenten hintereinander angeordnet und die Filamente sind rechts- oder linkshändig wendelförmig. Der Durchmesser der Wendel beträgt 5 bis 12 ?m, ihre Länge kann 0,5 Millimeter oder mehr erreichen. Das Längenwachstum der Filamente erfolgt durch Zellteilung, die Fortpflanzung, Vermehrung durch Zerfall der Filamente.
Spirulina enthält die gleichen Chlorophylle ("Blattgrün") wie Pflanzen. Da Spirulina zu den Prokaryoten gehört, sind sie jedoch nicht wie bei diesen in organisierten Zellstrukturen, den Chloroplasten lokalisiert, sondern in Membranen, die über fast die ganze Zelle verteilt sind. Spirulina erhält durch weitere Farbpigmente, die das Chlorophyll-Grün überlagern, einen rötlichen oder grün-bläulichen Farbton. Die Filamente bilden übereinanderliegende Decken. Durch Fossilisation (Verkalkung) können daraus so genannte Stromatolithen entstehen. Stromatolithen kennt man aus Gesteinsschichten, die vor über drei Milliarden Jahren im Präkambrium entstanden sind. Dies lässt vermuten, dass Cyanobakterien dazu beigetragen haben, die kohlenstoffdioxidreiche Ur-Atmosphäre mit Sauerstoff anzureichern und ihr die heutige Zusammensetzung zu verleihen. Spirulina besiedelt flache, subtropische bis tropische Gewässer mit hohem Salzgehalt, vor allem in Mittelamerika, Afrika und Australien, wo sie schon seit alters her von den an diesen Gewässern wohnenden Menschen, zum Beispiel am afrikanischen Tschadsee und am mexikanischen Lago de Texcoco (von den Azteken), als Nahrung genutzt wurde.


Als getrocknetes Präparat ist Spirulina mit einem verhältnismäßig hohen Anteil von 65-70% äußerst reich an hochwertigem Eiweiß, das alle essentiellen Aminosäuren und einige nicht essentielle enthält. Daneben findet sich β-Karotin - eine Vorstufe des Vitamin A -, B-Vitamine, Vitamin E und Mineralstoffe: insbesondere ein sehr hoher Calcium- und Eisenanteil, ferner Kalium, Magnesium, Mangan, Phosphor, Selen, Zink. Zudem senken sie medizinischen Studien zufolge den Cholesterinspiegel und den Blutdruck und beugen somit Herz-Kreislauf-Erkrankungen vor.
Im Unterschied zu Meeresalgen enthält Spirulina als "Süßwasser"-Bewohner kein Iod. "Süßwasser" bezeichnet in diesem Fall nur geschlossene Gewässer - im Gegensatz zum Meer - und hat nichts mit dem Salzgehalt des Wassers zu tun. Spirulina ist in Deutschland wie auch die Süßwasseralge Chlorella nur in Form von Pulver oder Tabletten als Nahrungsergänzungsmittel erhältlich. Spirulina wird heute in Aquakulturen bei einer Wassertemperatur von 40 bis 50° C vermehrt. Zur Ernte pumpt man das Wasser mit den Mikroorganismen durch einen Filter und trocknet den so gewonnenen Schlamm anschließend mit Heißluft. Spirulina ist auch unter der Bezeichnung Mikroalgen im Handel. Der Verzehr von Spirulina wird u. a. als Vorbeugung gegen Mangelerscheinungen empfohlen. Die Algen sind für eventuelle zukünftige Langzeit-Weltraumflüge oder Forschungsstationen auf anderen Himmelskörpern als wichtige Nahrungsergänzung vorgesehen: weil in Raumschiffen oder zum Beispiel auf dem Mars anfänglich realistischerweise nur vielleicht ein oder zwei Dutzend Pflanzen angebaut werden könnten, muss die dadurch entstehende einseitige Ernährung ausgeglichen werden, wofür sich Spirulina sehr gut eignet. Andere Verwendung findet man in der Biotechnologie und Biotechnik, wo Spirulina u.a. als Biokatalysator in Fermentationsprozessen und zur Energiegewinnung verwendet wird.


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