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10.07.2005 - Natürlich habe ich ein gutes Gewissen!


Naturkosmetik selbst gemacht...Ole Henriksen ist so etwas wie der Jean Pütz Amerikas. Beide Männer mischen Naturkosmetik.



Beschreibung / Details


Während Jean Pütz, der langjährige Moderator der "Hobbythek" im WDR, seine Rezepturen für ökologische Käufer in dicken Strickpullis anrührt, cremt Ole Henriksen bevorzugt Hollywood-Stars ein.

Die erste Schauspielerin, die Henriksen 1975 unter die Finger bekam, war die junge Barbra Streisand. Begeistert von seinen selbstgemachten Cremes empfahl sie den damals 24jährigen an ihre aufstrebenden Kolleginnen und Kollegen weiter. So wurde der gebürtige Däne wurde zum Prominenten-Pfleger von Los Angeles.

In seinem Spa am Sunset Boulevard verlangt selbst Eminem nach einem porentiefen Cleansing, David Bowie war da, wie auch Bryan Adams. Naomi Campbell und Christy Turlington kommen regelmäßig zur Behandlung. Und vor jeder Oscar- oder Golden-Globe-Verleihung stehen Berühmtheiten bei Henriksen Schlange und sein Terminkalender in der Zeitung.

Der 54jährige war mit seiner Vorliebe für Stars und chemiefreie Kosmetik ein Vorreiter, der viele Nachahmer gefunden hat. Wer derzeit durch Magazine blättert, findet keine Naturcreme ohne prominente Paten. Die letzten Meldungen: Keira Knightley säubert ihr Gesicht mit Dr. Hauschkas Reinigungslotion, bei Nicole Kidman und Kate Moss stecken die Extrakte der australischen Wildnis im Cremetöpfchen der Firma Aesop, und Charlize Theron hat Weleda-Produkte aus Schwäbisch Gmünd im Badezimmerschrank.

Und während die klassische Kosmetik-Werbung ihre Vorzeige-Gesichter teuer bezahlen muß, geben die Prominenten ihren Namen für die Naturkosmetik kostenlos her. Denn chemiefreie, politisch korrekte Cremes gelten in Hollywood derzeit als wahrer Luxus.

Ein Hype, der auch in Deutschland angekommen ist. Obwohl der Umsatz herkömmlicher Kosmetik seit Jahren stagniert, legt Naturkosmetik bei uns jährlich um 50 Prozent zu. Schickere Verpackungen tun das ihre. "Für uns begann der Aufwärtstrend mit dem Relaunch 1998", sagt Julia Richter von Dr. Hauschka. Die grimmelgrauen Kartons wurden schneeweiß und wanderten vom untersten Reformhaus-Regal auf Augenhöhe. Nur an der Rezeptur der Produkte hat sich derweil nichts geändert. Die Firma mit anthroposophischem Hintergrund läßt noch immer einen Teil der Rohstoffe im eigenen Bio-Heilkräutergarten ernten.

Aber nicht alle Hersteller, die ihre Mittelchen als Naturkosmetik titulieren, legen so viel Wert auf Herkunft und Verarbeitung der Inhaltsstoffe. Der Begriff ist gesetzlich nicht geschützt: "Jeder, der grünen Tee in Vaseline rührt, kann sein Produkt Naturkosmetik nennen", ärgert sich Julia Richter. Um für mehr Transparenz zu sorgen, vergibt der Bundesverband deutscher Industrie- und Handelsunternehmen seit 2001 das Siegel für "kontrollierte Naturkosmetik".

Produkte, die es tragen, dürfen nur pflanzliche Rohstoffe beinhalten, die möglichst aus biologischem Anbau oder Wildsammlung stammen sollen. Synthetische Konservierungs-, Duft- und Farbstoffe sind genausowenig erlaubt wie Silikone, Paraffine oder Erdölprodukte. Tierversuche sind tabu. Außerdem soll "echte" Naturkosmetik nicht nur für schöne Haut, sondern auch für ein gutes Gewissen sorgen. Also läßt Dr. Hauschka rumänische Bauern ökologisch einwandfrei Rosen anpflanzen, Aveda bezieht Rohstoffe aus Handelsprojekten mit Entwicklungsländern, und Weleda beschäftigt türkische Kleinbauern zu fairen Konditionen.

Es gibt allerdings auch einwandfreie Naturkosmetik, die nicht das deutsche Gütesiegel trägt. Vor allem ausländische Firmen drängen mehr und mehr auf den Markt, ohne sich den komplizierten Testverfahren deutscher Behörden unterwerfen zu wollen. So kamen die griechische Marke "Korres Natural Products" (Kundinnen: Drew Barrymore, Victoria Beckham), die chemiefreie Pflegeserie der schwedischen Star-Visagistin Katarina Hakansson (Johnny Depp, Tatjana Patitz, Liv Tyler), die Produkte des Dänen Ole Henriksen und die australische Kosmetik Jurlique (Pierce Brosnan, Reese Witherspoon, Nicole Kidman) gütesiegelfrei zu uns.

Alles schöne Produkte, allein der Nachweis, daß Natur tatsächlich besser als Synthetik ist, fehlt. "Ein Beleg für die Überlegenheit von Naturkosmetik wurde bislang genausowenig erbracht wie der Beweis, daß gute synthetische Produkte schädlich sind", sagt der Hamburger Dermatologe Matthias Augustin. Daß so viele Menschen derzeit natürliche Produkte bevorzugen, sei eine reine Gefühlssache. Viele der Behauptungen über die überlegene Wirkung von Naturkosmetik hielten nicht, was sie versprechen.

Ole Henriksen beispielsweise sagt: "Natürliches Sesamöl ist dem Fett, welches die menschliche Haut produziert, ähnlich und darum besser zur Pflege geeignet als ein synthetisches Mineralöl." Klingt plausibel, Augustin bezweifelt diese Argumentation allerdings . "Die Lipidschicht der Haut ist so individuell wie der genetische Code eines Menschen. Kein von außen aufgetragenes Fett wird daher wie ein Schlüssel ins Schloß Haut passen."

Und selbst den Vorteil der Naturkosmetik, angeblich weniger Allergien auszulösen, läßt Volker Steinkraus vom Dermatologikum in Hamburg nicht gelten. "Auch durch Biostoffe wie ätherische Öle, Arnika oder Wollwachsalkohole kann es zu häßlichen Ausschlägen kommen." Möglicherweise seien die Produkte von Mutter Natur zudem auch noch durch Pestizide verunreinigt.

Wir sollten also nicht gleich alle unsere High-Tech-Cremes wegschmeißen und ins nächste Reformhaus stürzen - außer natürlich wir hoffen, dort auf ein paar Prominente zu treffen.


Quelle: Welt am Sonntag, 10. Juli 2005

Infos:

Rubrik: Sonstiges
Zielgruppe: Alle
Presse-Nr.: N98

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