Engelwurz in der Kosmetik

Merkmale

Die schnellwachsende, zweijährige Pflanze wird bis zu 2 m hoch und hat tief eingeschnittene, hellgrüne Blätter. Im Spätsommer bringt sie Dolden mit kleinen, hellgrünen Blüten hervor. Die Art wächst sowohl im Schatten wie auch in der Sonne. Sie sollte jedoch vor Wind geschützt werden. Der Echten Engelwurz ähnlich ist die bei uns häufigere Wald-Engelwurz (Angelica sylvestris).

Inhaltsstoffe

Ätherisches Öl (vorwiegend Terpene), Bitterstoffe, Gerbstoffe, Harz, Furocumarin, organische Säuren. Die Berührung mit dem Kraut kann zu chemischen Brandwunden führen - ab Mai enthält die Pflanze die phototoxisch wirkenden ätherischen Öle. Es sind die Furocumarine, die die Lichtempfindlichkeit der Haut erhöhen und zu Dermatitis führen können.

Verwandte Arten (Auswahl)
· Sumpf-Engelwurz (Angelica palustris)
· Wald-Engelwurz (Angelica sylvestris)


Verwertung in der Kosmetik
Verwendung in der Pflanzenheilkunde


Engelwurz ist eine Pflanze der nördlichen Zonen. In Mittelmeerraum gibt es keine Engelwurz, daher schreiben antike Autoren auch nicht über sie. Die ältesten Schriftzeugnisse über Kultur und Verwendung stammen aus Skandinavien, Island und Grönland. Auf skandinavischen Märkten war sie seit dem 10. Jahrhundert erhältlich. Es waren die Wikinger im 10. Jahrhundert, die die Engelwurz in Mitteleuropa einführten. Im Mitteleuropa kam die Engelwurz als Kulturpflanze im späten Mittelalter auf, und zwar zunächst in den Klostergärten. Seit dem 15. Jahrhundert erfreute sie sich in Europa großer Beliebtheit und wurde als das wichtigeste aller Heilkräuter eingestuft. Die Benediktiner und später die Kartäuser nahmen sich der Engelwurz besonders an. Während den Pestepedemien kauten Ärzte auf der Wurzel der Engelwurz, um sich vor Ansteckung zu schützen. Noch 1771 gab der französische Autor Buchoz seinen Lesern den Rat, bei Pestepidemien seine Kleidung mit einem Pulver aus Engelwurz zu bestreuen. In der Volksmedizin wurde Engelwurz als Gegenmittel gegen Tollkirschenvergiftung eingesetzt. Sie sollte aber auch bei Alkoholvergiftung wirken. Wann einer von einem wütenden Hundt gebissen worden were/ der nemme Engelwurtzkraut und Wurtzel unnd thue darzu Rauthen. Zerstoss diese Stück wol unnd mach mit Honig ein Pflaster darauss/ streichs auff ein Tuch unnd legs über den Schaden/ das zeucht alles Gifft heraus. (Tabernaemontanus, New Kreuterbuch, 1588) Engelwurz gilt nach wie vor als Universalheilmittel, das antibakteriell wirkt und auch gegen Schimmelpilze hilft. Arzneilich am wirksamsten sind die Wurzeln (Rad. angelicae).Der Tee hilft bei Magen-Darm-Problemen, Rheuma und Bronchitis. Die Wurzel regt die Lebertätigkeit an. Einen gehäuften Teelöffel fein geschnittener Droge mit kochendem Wasser überbrühen und bedeckt 10 min ziehen lassen. Bei Appetitmangel mit Honig gesüßt vor den Mahlzeiten eine Tasse warm trinken, bei Blähungen etc. ungesüsst. Angelikawurzel ist ein wichtiger Bestandteil von Magenlikören (z. B. Benediktiner, Boonekamp und Chartreuselikör). Weitere Produkte in denen Angelikawurzel enthalten ist sind Klosterfrau Melissengeist und "Doppel Herz".

Verwendung in der Küche

Alle Bestandteile sind hocharomatisch und haben nervenstärkende Wirkung. Deshalb wird die Wurzel wohl auch in vielen Kräuterbittern verwendet. Die Sprossen eignen sich auch für Salate. Engelwurz wird häufig kandiert und wie Orangeat oder Zitronat als Backzutat verwendet -- und dabei auch gerne gefälscht, denn "Angelika" ist teuer. Fälschungen sind allerdings leicht erkennbar. Hat sich der Teig grünlich verfärbt, dann war Ersatz im Spiel; Angelika färbt nämlich nicht ab. Stängel und Wurzel können roh verzehrt werden und in Norwegen, in Island und auf den Faröerinseln wird Engelwurz heute noch als Gemüse verzehrt. Engelwurzpulver soll man sogar zum Würzen verwenden können. Carl von Linnee berichtet in seiner Lappländischen Reise darüber, dass die Lappen dem Konsum des Engelwurz große Bedeutung für ihre Gesundheit beimessen. In ländlichen Kreisen, wird die Pflanze auch "Engelpfurz" genannt, da Sie Blähungen hindert.

Verwendung als Genußmittel und Duftpflanze

Die Engelwurz wird als Fixativ in Potpourris verwendet; Engelwurzöl gehört zu den Bestandteilen, die dem Cointreau-Likör seinen Duft verleihen. Die Likörfabrik in Bockau im Erzgebirge stellt als einzige in Deutschland einen reinen Angelika-Likör her. Engelwurz war auch Bestandteil des Eau de Carmes (Karmelitergeist), welches die Nonnen der Abtei St. Juste für Karl V. von Frankreich herstellten. Karmelitergeist war ein alkoholischer Extrakt aus verschiedenen Pflanzen wie Melisse, Muskatnuss, Zimt, Zitrone und anderen - oft bitteren - Bestandteilen. Das Produkt fand innerlich und äußerlich Anwendung alsa Hausmittel.

Engelwurz in der Symbolik

Engelwurz ist eine alte Symbolpflanze für die Dreifaltigkeit Gottes und für den Hl. Geist, da der Stängel zwischen zwei einander umschließenden Häuten emporwächst. Sie taucht daher schon früh in der christlichen Kunst auf.


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